'Trabant KM' von Radio RIM
Wie schon bei den Einröhren-Empfängern erwähnt, stellte Heinz Richter in einem seiner Bücher die Schaltung des Trabant KM vor. Es handelte sich um einen transistorisierten KW-Steckspulen-Empfänger, der von Radio-RIM mit Platine und Gehäuse ab Ende der 1960er Jahre als Bausatz vertrieben wurde. Ich baute jene Schaltung nach, aber in Form einer Eigenkonstruktion mit Brettschaltung. Dies war der erste von mir selbst gebaute Rückkopplungs-Empfänger mit Transistoren, der anständig funktionierte. Mit einem Sperrkreis in der Antennenleitung, der auf den bei uns sehr starken Mittelwellen-Ortssender abgestimmt war, ließ sich brauchbarer Empfang ab etwa 2 MHz erreichen. So konnte ich immerhin damit auch im Grenzwellengebiet arbeitende Seefunkstationen (z.B. Norddeich Radio) hören, die seinerzeit noch in AM sendeten. Mittelwellen-Empfang gelang mir jedoch trotz Sperrkreis aufgrund meiner geringen Entfernung zum MW-Ortssender nicht, da dieser unter 2 MHz überall durchschlug. Dafür ließen sich auf sämtlichen KW-Rundfunk-Bändern seinerzeit nahezu unzählige Radio-Stationen empfangen. Die Rückkopplung setzte sanft ein und veränderte die Abstimmung nur wenig, so dass sich die Schaltung mühelos auf große Empfindlichkeit justieren ließ.
Die damaligen guten Erfahrungen mit dieser Schaltung bewogen mich kürzlich, ein solches Gerät noch einmal zu bauen. Dabei wollte ich mich weitgehend am Vorbild orientieren, um das Gerät aus heutiger Perspektive beurteilen zu können. Bewusst verzichtete ich daher wie beim Original auf einen Feintrieb oder auf eine Kurzwellenlupe für die Abstimmung. Nachdem ich alles zusammen gebaut und verdrahtet hatte, funktionierte das unten gezeigte Gerät auf Anhieb und brachte sogleich das Programm von "Radio China International" mit guter Lautstärke hervor.
Etwas über den Schwingungseinsatz gestellt, kann der Empfänger prinzipiell auch für den Empfang von Telegrafie-Stationen und sogar für SSB-Empfang benutzt werden. Ohne Feintrieb oder Bandspreizung gelingt eine saubere Einstellung selbst mit viel Fingerspitzengefühl jedoch kaum. Die Bedämpfung des Schwingkreises ist größer, wie bei Schaltungen mit Röhren oder Feldeffekt-Transistoren und die erzielbare Trennschärfe folglich nicht ganz so gut. Immerhin lassen sich mehrere Radiostationen, die innerhalb eines KW-Rundfunkbandes senden, meistens gut voneinander trennen. Die Trennschärfe ist dabei so gut, dass selbst bei AM-Stationen die exakte Abstimmung viel Fingerspitzengefühl verlangt. Mitunter werden einzelne Radiosender infolge der Ausbreitunsbedingungen so stark, dass sie sich von benachbarten Stationen nicht mehr trennen lassen. Das Problem mit dem durchschlagenden Mittelwellen-Ortssender entfällt dagegen heute, da diese ja ihren Betrieb vor einer Weile eingestellt haben.
Da die Originalschaltung für einen hochohmigen Funk-Kopfhörer ausgelegt ist, wie man ihn heute kaum noch bekommt, habe ich einen Anpasstrafo eingebaut. Es handelt sich um einen kleinen Gegentakt-Treibertrafo aus einem alten Uhrenradio, bei dem die eine Wicklungshälfte, die eigentlich zur Ansteuerung eines der beiden Endtransistoren gedacht war, mit der Kopfhörerbuchse verbunden ist. Jene ist so geschaltet, dass ein moderner, niederohmiger Stereokopfhörer angeschlossen werden kann. Die in dieser Weise erzielte Lautstärke ist so groß, dass bei starken Stationen der Lautstärkeregler deutlich zurück gedreht werden muss.
Die Steckspulen sind auf 6-mm-Kunststoffstäbe gewickelt, wie sie z.B. beim Kürzen von Potiachsen übrig bleiben. Als Stecker dienen Lautsprecher-DIN-Stecker, in die die Stäbe hinengesteckt und mit Klebstoff fixiert werden. Mit der gezeigten Spule mit 30 Windungen wird mit dem von mir verwendeten 200pF-Drehko etwa der Bereich von 7 bis 12 MHz erfasst.
Früher hatte ich Schaltung und Konstruktion des Vorbilds in verschiedenerlei Weise verbessert. So verwendete ich einen UKW-Drehko, dessen Plattenpakete ich parallel schaltete. Damit erzielte ich eine gute Bandspreizung. Infolge des im Drehko enthaltenen 1:3-Feintriebs ließen sich so etwa bis in das 20m-Gebiet hinein auch SSB-Stationen noch hinreichend exakt einstellen. Brauchbarer AM-Empfang war sogar bis über 30 MHz hinaus möglich. CB-Funker, sowie Funkamateure, die bei 28,5 MHz zumeist mit umgebauten 27-MHz-Geräten AM-Betrieb machten, konnte ich daher mit einem so geschalteten Gerät in prima Qualität empfangen. Zusätzlich ergänzte ich das Gerät mit einem Endverstärker, so dass auch Lautsprecherempfang möglich wurde. In dieser Weise entstand ein komplettes, in ein Holzgehäuse eingebautes Gerät, das mir als Schüler viel Spaß bereitete.
Dadurch ermutigt, entstand seinerzeit rund um eine solche Schaltung ein weiteres Gerät. Jenes konzipierte ich als Monoband-Empfänger für das 80m-Band und versah es mit einer HF-Vorstufe. Dadurch verbesserten sich die Frequenzstabilität und die Wiederkehrgenauigkeit ganz erheblich. Außerdem schaltete ich zwischen Empfangsteil und Lautsprecherverstärker einen Vorverstärker, der vor allem nur die Sprachfrequenzteile etwa im Bereich von 300 bis 3000 Hz verstärkte. Benachbarte SSB- und CW-Stationen konnten bei genügend weit angezogener Rückkopplung dadurch gut unterdrückt werden. Man kann den zur SSB-Demodulation in den schwingenden Zustand versetzten Rückkopplungs-Empfänger ja auch als Direktmisch-Empfänger mit selbst schwingender Mischstufe betrachten. Direktmisch-Empfänger erreichen ihre Selektion ja nur durch die NF-Filterung. Folglich erreicht man für SSB und CW mit dem Rückkopplungs-Empfänger recht ähnliche Ergebnisse. Gleichermaßen wird also das unerwünschte Seitenband beim Empfang auch nicht unterdrückt. Im Gegensatz zum Direktmischer mit getrenntem Oszillator neigt die Schaltung des transistorisierten Rückkopplungs-Empfängers bei größeren Signalstärken sehr dazu, auf die Eingangssignale zu synchronisieren, was zu Verzerrungen führt. Nachdem eine Veränderung des Arbeitspunktes der Vorstufe zu starken Frequenzänderungen führte, fügte ich als HF-Regler ein 5kΩ-Poti in die Antennenleitung ein. So ließ sich das Empfangssignal gut dosieren, um Synchronisations-Verzerrungen weitgehend vermeiden zu können.
In den Sommerurlaub nach Norddänemark mitgenommen, hörte ich mit dem so gebauten und ebenfalls in einen Holzkasten eingebauten Gerät diversen SSB-Runden zu. Ein besonderes Erlebnis war, als ich damit dort eine QRP-Station aus Holland gut lesbar empfangen konnte. Sie befand sich an Bord einer Segelyacht und sendete mit nur einem Watt in SSB.