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Science Fair Globe Patrol

Bei diesem Gerät handelt es sich um einen Rückkopplungs-Empfänger japanischer Produktion, der über das US-amerikanische Elektronik-Handelsunternehmen Radio Shack (Tandy) Anfang der 1970er Jahre als Bausatz vertrieben wurde. In Europa folglich weitgehend unbekannt geblieben, konnte damit zu einem Preis von ca. 20 Dollar, welcher somit den Taschengeld-Etat eines Schülers nicht allzusehr belastete, ein brauchbarer Rückkopplungs-Empfänger zum Empfang von Kurz- und Mittelwellen erworben werden. Das Gerät deckt einen lückenlosen Empfangsbereich von 550 kHz bis 30 MHz über vier schaltbare Wellenbereiche ab. Mit kurz vor dem Schwingungseinsatz eingestellter Rückkopplung lassen sich bei brauchbarer Trennschärfe AM-Stationen empfangen. Wird die Rückkopplung so eingestellt, dass die Schaltung zu schwingen beginnt, arbeitet das Gerät - wie alle Rückkopplungs-Empfänger - gewissermaßen als selbstschwingender Direktmischempfänger. Da das Gerät mit Haupt- und Feinabstimmung ausgestattet und ein mechanischer Feintrieb vorhanden ist, gelingt insbesondere auf den niedrigeren Kurzwellen eine durchaus brauchbare Einstellung von SSB- und Telegrafiestationen.

Werbe-Announcen zu diesem Gerät lasen sich sinngemäß etwa so:

Schaffen Sie sich durch Selbstbau eine Welt voller Spannung! Hören Sie ausländische Radiosender, Funkamateure, CB-Funker, Luftfahrt- und Seefunk-Aussendungen sowie gewöhnliche Mittelwellen-Rundfunkstationen. Mit dem batteriebetriebenen Science-Fair-Bausatz hören sie alles! Ausgestattet mit Bandspreizung, eingebautem Lautsprecher und Kopfhöreranschluss. Einschließlich Anleitung inklusive Wellenplan. Erhältlich in unserem Geschäft in Ihrer Nähe. Oder per Bestellung."

Die Schaltung hatte zum Erscheinungszeitpunkt - wie seinerzeit viele japanische Produkte - ein eher konservatives Design. So fallen insbesondere die Germanium-Transistoren im NF-Teil auf. Die transformatorische Kopplung ermöglicht beste Leistungs-Anpassung zwischen den Stufen und an den Lautsprecher. Mit der nur zweistufigen Verstärker-Anordnung ist daher dennoch brauchbarer Lautsprecher-Empfang möglich. Die Demodulation bzw. Mischung erfolgt mit einer Germanium-Diode. Eine Oszillator-Schaltung mit Rückkopplung nach Meißner dient der Entdämpfung bzw. der Überlagerung. Im Mittelwellenbereich ist im Originalschaltbild kein Rückkopplungskondensator eingezeichnet. Da der Entdämpfungsregler aber auch hier funktioniert, muss dieser letztlich vorhanden sein. Ich nehme an, die Rückkopplung erfolgt hier über die Schaltkapazität der zum Wellenschalter verlegten Leitungen. Die unbekannte Kapazität ist hier als  Cx bezeichnet.

Die Konzeption macht das Gerät leider für den Nachbau ohne den Bausatz eher ungeeignet, da der konstruktive Aufbau sowie die Beschaffenheit der Spulen mitsamt ihrer Koppelwicklungen für die Rückkopplung und die Anpassung an den Transistoreingang entscheidenden Einfluss auf die Funktion haben. Dennoch ist die Beschäftigung mit dieser gemessen am Ergebnis überaus einfachen Schaltung nicht uninteressant. Mit einem Trimmer kann eingangsseitig die Kopplung an die Antenne eingestellt werden. Für beste Trennschärfe bzw. stabilen SSB-CW-Empfang sollte die Kopplung so lose gewählt werden, dass gerade eben die benötigten Empfangslautstärken erreicht werden.


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